Der aktuelle Stand der öffentlichen Schulden in der Bundesrepublik Deutschland beträgt 1.537.142.503.333€ wobei diese Zahl mit einen Schuldenzuwachs von 2.113€ pro Sekunde exorbitant schnell ansteigt. Obwohl sich die Lage der öffentlichen Haushalte im Jahr 2006 verbessert hat, werden dennoch anhand dieser Zahlen sowohl das Ausmaß der Verschuldung als auch die Relevanz der mit der öffentlichen Verschuldung verbundenen Auswirkungen deutlich. Eine mögliche Auswirkung der schuldfinanzierten staatlichen Nachfrageerhöhung ist die Verdrängung privater Nachfrage. Somit stellt sich die Frage, ob durch eine kreditfinanzierte Ausweitung der Staatsnachfrage private Nachfrage in kleinerem, gleichem oder vergrößertem Umfang verdrängt wird. Häufig werden im Wirtschaftsleben wirtschaftliche Aktivitäten durch andere wirtschaftliche Aktivitäten verdrängt. Ereignet sich dies innerhalb der privaten Wirtschaft, wird von einem Strukturwandel gesprochen. Verdrängt nun der öffentliche den privaten Sektor handelt es sich um Crowding Out i. w. S. Bezieht sich die Analyse der Verdrängung auf durch inländische Geld- oder Kapitalmarkt finanzierte Staatsausgaben, liegt Crowding Out i. e. S vor.
In vielen Ländern hatte sich die keynesianische Wirtschaftspolitik, in Deutschland spätestens insbesondere mit der Einführung des Stabilitätsgesetzes von 1967, etabliert. Die Hypothese von der Verdrängung führte aufgrund der instabilen und krisenhaften Bedingungen der weltweit wirtschaftlichen Entwicklung in den 1970/80er Jahren sowohl in der praktischen als auch in der theoretischen Wirtschaftspolitik, insbesondere der Fiskalpolitik, zu heftigen Diskussionen. Dabei handelt es sich um eine Grundlagenfrage einer Theorie des Interventionsstaates, die für die Funktionsweise einer gemischten Wirtschaft und für die Aufteilung der Lenkungskompetenzen zwischen Markt und Staat ein Problem sein kann. Die weltweit wirtschaftlich instabilere Lage hat den keynesianischen Steuerungsoptimismus untergraben und damit die Diskussion um die Effi-zienz von Geld- und Fiskalpolitik nachhaltig belebt. Somit kann die Crowding Out-Diskussion als eine Verlagerung bzw. Fortführung der Monetarismus-Keynesianismus-Kontroverse verstanden werden. Darüber hinaus werden neuere Entwicklungen in der Fiskalpolitik, wie z. B. die Berücksichtigung der staatlichen Budgetrestriktion, Vermögenseffekte der öffentlichen Schuld und die Rolle der Erwartungen der Wirtschaftssubjekte, mit ihr verknüpft.