Heutzutage können längst nicht mehr alle älteren Menschen auf die Unterstützung und insbesondere die Betreuung durch enge Familienangehörige zählen. Dies ist nicht unmittelbar mit besonderer Vulnerabilität gleichzusetzen, kann bei mangelnden finanziellen oder sozialen Ressourcen aber zum Problem werden: Eine gute Betreuung im Alter legt den Fokus auf die psychosozialen Bedürfnisse älterer Menschen und befähigt sie zu einem selbstbestimmten Leben. Doch während in der Schweiz auf Hilfe und Pflege im Alter ein sozialstaatliches Anrecht besteht, wird für die Betreuung die unentgeltliche Sorgearbeit durch Familienangehörige implizit vorausgesetzt. Diese Situation stellt angesichts der «doppelten Alterung» der Bevölkerung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die es auch mithilfe der Sozialen Arbeit zu bewältigen gilt. Im Rahmen der vorliegenden, qualitativen Studie haben wir den Blick auf die bislang vernachlässigten, subjektiven Perspektiven älterer Menschen ohne betreuende Familienangehörige gerichtet, wodurch sie als grundlegend heterogene Gruppe greifbar wurden. Auf dieser Basis haben wir analysiert, ob die Rahmenbedingungen in der Schweiz geeignet sind, um auf die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste der Zielgruppe einzugehen. Handlungsempfehlungen an Alterspolitik und Altersarbeit zeigen auf, wie die Lebensqualität älterer Menschen ohne betreuende Familienangehörige bewahrt oder verbessert werden kann.