In seinem ideengeschichtlichen Porträt entlang ihrer wichtigsten Werke bringt uns Matthias Bormuth das Denken Hannah Arendts im Spiegel unserer Gegenwart ganz nah. Er bietet eine Lektüreanleitung und zugleich eine Anleitung zum Selberdenken. Dabei folgt er Arendts Lebensspuren, von ihren Anfängen in der deutschen Existenzphilosophie über die politische Wende 1933, ihr zionistisches Engagement im Pariser Exil und ihre Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus an ihrem Alter Ego Rahel Varnhagenbis hin zu ihrer Zeit in New York. Ab 1941 lanciert sie als Public Intellectual ihre Sozialphilosophie, die seit Elemente und Ursprünge totaler Herrschaftdie internationale Debatte prägt, und löst als kritische Journalistin mit Eichmann in Jerusalem eine weltweite Kontroverse um gedankenloses Handeln und gesellschaftliche Verantwortung aus. Ihr leidenschaftliches Nachdenken schafft eine 'Signatur der Pluralität', die im einzelnen Menschen beginnt und sich im Dialog mit anderen weiter entfaltet.
Ergriffen von der Unheimlichkeit der Welt, will Hannah Arendt deren totalitäre und technologische Versuchungen begreifen. So begegnet sie ihrer Zeit mit einem Denken der Freiheit, das auch fünfzig Jahre nach ihrem Tod aktueller ist denn je. Hannah Arendt, so zeigt Matthias Bormuth anhand ihrer Werke, ist die sokratische Denkerin der Moderne: Nur der Mensch, der für sich sein kann, ist auch fähig, der Welt zu begegnen.