Die vorliegende Dissertationsschrift geht der Frage nach, wie sich die christliche Erbsündenlehre auf Höhe des modernen Denkens rekonstruieren lässt. Denn der Begriff der Erbsünde steht heute oft in der Kritik: Die Vorstellung einer Sünde, die nicht in freier Tat gründet, scheint problematisch, besitzt aber andererseits das Potential, überindividuelle Schuldzusammenhänge aufzudecken. Die vorliegende Arbeit vermittelt dabei zwischen Positionen gegenwärtiger Erbsündentheologie im deutschsprachigen Raum (v. a. von Wolfhart Pannenberg, Raymund Schwager, Karl Rahner und Helmut Hoping) und schlägt mit Paul Ricœur einen symboltheoretischen Zugang vor. Ricœur versteht die Erbsünde als ein rationales Symbol versteht, das gegenläufige Begriffselemente verbindet: Der Mensch ist die verantwortliche Quelle des Bösen. Trotzdem beginnt kein Mensch von sich allein aus damit, Böses zu tun, sondern solches Handeln umfasst immer Aspekte von Passivität und Fremdbestimmung. Der Autor versucht, transzendentalphilosophische und phänomenologische Zugänge in einen Ausgleich zu bringen und einseitige Verbindungen der Erbsünde mit der Natur oder Freiheit des Menschen zu vermeiden. Die Arbeit nähert sich so einem Grundanliegen Karl Rahners, der Geschichtlichkeit und Transzendentalität sowie Mitweltlichkeit und Selbstbestimmung in seiner Erbsündentheologie verbinden wollte. Die Erbsünde wird im Ergebnis als komplexer, mehrdimensionaler Sachverhalt rekonstruiert, der sich aus unterschiedlichen, aufeinander verwiesenen Perspektiven beschreiben lässt, aber seine Einheit im Symbol findet.