WAS MACHT MAN MIT GEISTERN, DIE TEIL DER FAMILIE SIND?
Am Sund angekommen, ahnt die Erzählerin nicht, welche Geheimnisse die Gegend birgt. Von der nahegelegenen Insel Lykke schwappen nachts seltsame Gesänge über das Wasser ans menschenleere Festland - oder ist das nur Einbildung? Als sich das Eintreffen ihrer Geliebten weiter verzögert und die Erzählerin sich zunehmend in Fantasien verstrickt, beschließt sie, allein nach Lykke aufzubrechen.
Auf der Insel merkt sie schnell, dass dort trotz des vermeintlichen Idylls etwas nicht stimmt. Die Menschen sind verschlossen, bestimmte Fragen dürfen nicht gestellt werden, und Besuch sollte besser bald wieder verschwinden. Doch die Erzählerin bleibt und findet heraus, dass dieser Ort einst Schauplatz von Zwangssterilisationen war. Plötzlich beginnt sich die düstere Geschichte der Insel mit ihrer eigenen Familiengeschichte um den Urgroßvater, der sich im Nationalsozialismus für rassenhygienische Maßnahmen stark machte, zu verschränken. «Sund» ist der entschlossene Versuch einer Geisteraustreibung, der ebenso frei und unangepasst voranschreitet wie seine Erzählerin selbst. Laura Lichtblau umkreist in ihrem zweiten Roman Lücken, wie sie nach dem Krieg in vielen deutschen Familien geschaffen wurden.