"Märchen und Politik"!? Passt das zusammen? Zum Jahreskongress 2022 lud die Europäische Märchengesellschaft e.V. zu diesem zunächst erstaunlichen Thema ins Erzgebirge an die Grenze zu Tschechien ein. Märchen taugen zur Flucht aus dem Alltag wie zur Systemkritik, zur Ich-Werdung oder Überlebenshilfe wie zur Indoktrination, zur Stärkung des Selbstbewusstseins wie zur Anpassung an das herrschende System. Sie sind das Medium der Armen und Unterdrückten und gleichzeitig ein Instrument, diese weiter klein zu halten. Märchen werden gebraucht und missbraucht. Dies alles zeigen die Beiträger:innen, die aus ihrem jeweiligen Blickwinkel auf die politische Wirklichkeit mit Bezug auf Märchen eingehen. In thematischer Nähe zum Kongress der EMG fand die Tagung »Märchen und Migration« der Märchen-Stiftung Walter Kahn statt. Der Begriff »Migration« wurde in seiner doppelten Bedeutung beleuchtet: zum einen anhand narrativer Zeugnisse aus unterschiedlichen Kulturen der Welt, zum anderen in Bezug auf aktuelle Migrationsbewegungen und deren (bildungs-) politische Relevanz. Herausgegeben im Auftrag der Europäischen Märchengesellschaft von Harlinda Lox und Angelika B. Hirsch und im Auftrag der Märchen-Stiftung Walter Kahn von Kristin Wardetzky.