Die betrieblichen Reorganisationsprozesse der letzten Jahre und die damit verbundene Abflachung von Hierarchien stellen organisationale Karrieresysteme vor neue Herausforderungen. Fragt man nach den Folgen für Karrieren, so wird häufig vorschnell von einer Erosion der Kaminkarriere, also des innerbetrieblichen hierarchischen Aufstiegs, gesprochen und es werden neue plakative Karrierekonzepte, wie die „boundaryless career“ oder die „protean career“ ins Gespräch gebracht. Diese werden als „Lösung“ der Flexibilisierungsanforderungen präsentiert und schreiben dem einzelnen Erwerbstätigen die Verantwortung für die Gestaltung seiner Karriere zu. Das vorliegende Buch hinterfragt solche plakativen und verallgemeinernden Thesen. Karriere wird hier als Schnittstelle zwischen Individuum und Organisation verstanden, so dass der Beitrag beider Seiten – der Organisation und des karriereinteressierten Individuums – in den Blick gerät. Auf der Basis von fünf qualitativen Unternehmensfallstudien wird gezeigt, dass anstelle von einer linearen Entwicklung von der Kaminkarriere zur boundaryless und protean career von einer Pluralisierung und Politisierung von Karriereformen gesprochen werden muss. Es bilden sich unterschiedliche Karriereformen heraus und Karriere wird auf innerbetrieblicher Ebene zunehmend zum Aushandlungsthema. Im Zuge solcher Pluralisierungs- und Politisierungsprozesse entstehen neue Stabilitäts- und Bindungsprobleme auf Seiten der Organisation und Anerkennungs- und Orientierungsprobleme auf Seiten der Beschäftigten.