'Die Therapeutin neulich meinte, das gehöre eben zum Leben dazu, das Unsichersein und das Traurigsein, und ich meinte, dass es ein ziemlich bescheuerter Satz sei, dieses Dazugehören, als ob nicht alles in der Welt irgendwie dazugehöre, und sie erwiderte, nein, es gebe Dinge, die gehörten nicht dazu. Welche, wollte ich wissen, Einhörner, sagte sie plötzlich, Oder Meerjungfrauen, vielleicht war es ihr selber peinlich, wir schwiegen und ich meinte dann, Nein, Meerjungfrauen können genauso Teil des realen Lebens sein, warum sollten sie es nicht sein, wenn Sie meinen, dass jede depressive Gehirnregung gar, jede Phantasie dazugehöre - '
Eine Frau, die hat, was nach gängigen Kategorien eine geglückte Biografie ausmacht, sitzt in einem Hotelzimmer und denkt darüber nach, alles hinter sich zu lassen:
ihren Mann, ihre Kinder, ihre Existenz, möglicherweise ihr Leben insgesamt. Zerrissen von einer unbestimmten Unzufriedenheit, nimmt sie einen Übersetzungsauftrag an, der alles verändert. Historische Briefe von deutschen Auswanderern zerschmettern ihr Hotel-Vakuum, und im Austausch mit fremden Toten stellt sich die Frage nach dem guten Leben überraschend anders.