Unterhaltungsspiele, die im Zusammenhang mit der Handlung und Folge des Zweiten Weltkriegs stehen sowie eine zeitgenössische Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus veranschaulichen, nutzen häufig narrative und emotionale Elemente zur historischen Inszenierung. Die Darstellung und Rekonstruktion nationalsozialistischer Architektur wurde jedoch in der Forschung zu digitalen Spielen bislang kaum beachtet. Mit diesem Hintergrund untersucht diese Arbeit die visuelle Adaption der NS-Architektur in Gaming-Medien aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Die Architektur in digitalen Spielen bildet eine hybride Form, die Fragmente historischer Bauten mit fiktionalen, oft "deutsch-faschistisch" wahrgenommenen Formen kombiniert. Bestimmte visuelle Anpassungen werden zudem aus Spielmechanik- und Spielerfahrungsgründen neu gestaltet. Die große Diskrepanz zwischen historischen Vorbildern und fiktionalen Interpretationen schafft ein eigenes Genre der Bildsprache, das neue Forschungsansätze für die Architekturgeschichte bietet, aber auch Bedenken bezüglich der möglichen Verharmlosung der NS-Geschichte im heutigen digitalen Zeitalter weckt.
Die Autorin
Ngoc Tram Vu studierte Kunstgeschichte an der Universität Hamburg mit dem Forschungsschwerpunkt Architekturgeschichte und Urbanitätsforschung.