Bei dem für seine rationale Begründung des Wissens viel gerühmten Aristoteles findet man die Aussage, die Erkenntnis Gottes sei die sicherste Erkenntnis und die Grundlage aller Rationalität. Mit dieser Einsicht hat er die besten Köpfe der griechisch-römischen Spätantike und des arabischlateinischen Mittelalters überzeugt. Seit dem Nominalismus des späten Mittelalters herrscht die Überzeugung vor, dass es von Gott kein Wissen geben könne. Die ,Vernunft' des Glaubens findet man in unmittelbaren Erfahrungen der Unendlichkeit und Ganzheit des Seins. Da diese Vernunft die Grenzen des Wissens überschreitet, gilt der Glaube an Gott vielen als irrational. Die vorliegende Untersuchung verfolgt die Geschichte dieser einander fremden Rationalitätskonzepte. Dabei zeigt sich: Sie sind in unterschiedlichen Phasen diskursführend, bauen aber von der Sache her aufeinander auf und könnten trotz scheinbarer Gegensätze voneinander lernen (auch wir von Aristoteles).