Wie verändert sich der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit im Lebensverlauf und im Kohortenvergleich? Diese Frage wird vor dem Hintergrund demografischer Wandlungsprozesse in Deutschland zunehmend relevant, um Veränderungen im Morbiditätsgeschehen in einer älter werdenden Gesellschaft nachvollziehen und antizipieren zu können. Obwohl Dynamiken gesundheitlicher Ungleichheiten wohl bekannt sind, ist die darauf bezogene soziologische Grundlagenforschung noch immer geprägt von Forschungslücken, die in dieser Studie aus einer strukturell-individualistischen Perspektive theoretisch und empirisch aufgearbeitet werden. Dadurch angeleitet werfen latente Wachstumskurvenmodelle, welche Querschnitts- und Längsschnitteffekte eindeutig trennen, in den hier vorgenommenen statistischen Modellierungen ein neues Licht auf das Phänomen der gesundheitlichen Ungleichheit. Ausgehend von einem mehrdimensionalen Verständnis von Gesundheit und sozialer Ungleichheit wird gezeigt, inwiefern gesundheitliche Ungleichheiten durch Dynamiken in individuellen Lebensverläufen geprägt sind und sich insbesondere aus dem Vergleich zwischen typischen Lebensverläufen konstituieren. Dabei macht die Implementation der Analyseergebnisse in eine dynamische Mikrosimulation die zunehmende Relevanz des Phänomens in jüngeren Kohorten greifbar und liefert neue Impulse zur Modellierung komplexer theoretischer Zusammenhangsstrukturen.
Der Author
Dr. Christoph Theo Frohn ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen.