Nie zuvor stand Hermann Hesse so sehr im Rampenlicht wie in den Nachkriegsjahren, als dem »Exponenten eines besseren Deutschland« nach dem Nobelpreis auch hier die ersten Ehrungen zuteilwurden. Aber auch nie zuvor hat sich Hesse entschiedener dem Zugriff der Öffentlichkeit entzogen; der über ihn hereinbrechenden Flut von Leserzuschriften entzog er sich indes nicht. Dass seine Bücher erst ab 1950 in dem auf sein Betreiben gegründeten Verlag von Peter Suhrkamp wieder lieferbar wurden, erschwerte die Lage.
Durch tausende von Briefen war Hesse über das Schicksal der deutschen Bevölkerung und die oft fragwürdigen Umerziehungsmethoden der Siegermächte bestens orientiert. So illustrieren seine Antwortschreiben zugleich die zunehmende in die Gründung zweier Nachkriegsstaaten mündende Polarisierung Deutschlands. Sie zeigen seine Skepsis gegenüber der Vergangenheitsbewältigung im Westen ebenso wie seine Enttäuschung über den obrigkeitshörigen Satellitenstaat im Osten. Was bei Hesses Antworten, über ihre zeitgeschichtlichen Einblicke hinaus, vor allem bewegt, ist seine Empathie für die Benachteiligten.