Henri Bergson (1859-1941) ist in der deutschen philosophischen Landschaft bisher kein zentraler Gegenstand allgemeinen Interesses; höchstens wurde und wird Bergson als Vitalist oder als Proto- oder Parallelphänomen der Phänomenologie angesehen.
Dieses Buch soll mit dem Bergson, der die Wissenschaften seiner Zeit kannte und der auch philosophische Beiträge zu wissenschaftlichen Diskussionen geliefert hat, bekannt machen. Bergson hat sich für jedes seiner Bücher intensiv mit der damaligen wissenschaftlichen Diskussion bekannt gemacht - Psychologie, Hirnforschung, Psychopathologie, Biologie, Evolutionstheorie, Relativitätstheorie, Soziologie, Anthropologie. Dieser Sammelband, der wie alle Sammelbände notwendig unvollständig ist, kann Bergson als Philosoph, der mit Wissenschaften umgeht, und zwar inhaltlich wie methodologisch, nicht vollständig zur Darstellung bringen. Er bringt jedoch für den deutschen Leser (und in manchem Falle auch dem im französischen Diskurs beheimateten) neben der Diskussion um Vitalismus und Phänomenologie ein nahezu unbekanntes, vielgestaltiges Bild dieses Denkers. Er bereichert auch die verschiedenen aktuellen Felder der Geistes- bzw. Kulturwissenschaften wie auch der Naturwissenschaften, sofern sie sich philosophischer Reflexion öffnen, indem Verwurzelungen offengelegt werden, die wenige kennen, und philosophische Blickweisen aufgezeigt werden, die Diskussionen neue Richtungen geben können.