Arbeitswelten unterliegen einem beständigen Wandel. Die kontinuierliche Reorganisation kapitalistischer Produktionsprozesse hat signifikante Auswirkungen auf Formen, Bedeutungen und Räume von Arbeit. Dies betrifft insbesondere Arbeiter:innen und ihre Lebenswirklichkeiten. Neue Perspektiven aus Räumen der Re/Produktion zeigen, dass Arbeiter:innen nicht nur Betroffene sind. Sie handeln Krisen und Konflikte der Re/Produktion (aktiv) aus und spielen eine zentrale Rolle in der umkämpften Gestaltung globaler Produktionsprozesse, den damit einhergehenden Migrationsdynamiken, der fortschreitenden Digitalisierung und den sich wandelnden Arbeitsbedingungen. Das Verständnis dieser Prozesse und der Handlungsmacht von Arbeiter:innen ist essenziell für die Aushandlung einer sozial- und ökologisch gerechten Zukunft.
Aufbauend auf der ursprünglich im angloamerikanischen Raum begründeten Labour Geography geht dieser Sammelband der Frage nach, wie und unter welchen Bedingungen Arbeiter:innen ihre Arbeits- und Lebenswelten mitgestalten und welchen Herausforderungen sie dabei begegnen.
Die Beiträge eröffnen neue subjektorientierte Perspektiven zur Analyse der vielfältigen Beziehungen zwischen Arbeit, Klasse, Geschlecht, Race , Kapital und Raum. Detaillierte Fallstudien zu sozialer Reproduktion, Migration, globaler Produktion und Logistik, Digitalisierung, sozial-ökologischen Kämpfen, Transformation und Werten sowie kritische Reflexionen zur Datenerhebung illustrieren aktuelle Ansätze zum Verständnis der Beziehungen zwischen Arbeit, Arbeiter:innen (-Handlungsmacht) und kapitalistischem Raum. Sie loten das Potenzial der Labour Geography zur Analyse dieser Prozesse aus, bringen Konzepte und Debatten in den deutschsprachigen Diskurs ein und fördern deren Weiterentwicklung. Damit leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zur Entschlüsselung der Komplexität aktueller Arbeitswelten und zu ihrer Gestaltung.
Die Herausgeberinnen
Michaela Doutch (Universität Bonn), Anne Engelhardt (Universität Göttingen), Tatiana López (Universität Würzburg), Saumya Premchander (Universität Göttingen) und Miriam Wenner (Universität Göttingen) – sind Gründungsmitglieder des Arbeitskreises Labour Geography . Das interdisziplinäre Herausgeberinnenkollektiv aus Humangeographie, Soziologie, Politikwissenschaft und Regionalwissenschaft setzt sich kritisch mit Arbeit, der Handlungsmacht von Arbeiter:innen und räumlichen Dynamiken im kapitalistischen Weltsystem auseinander und trägt zur Weiterentwicklung der Labour Geography im deutschsprachigen Raum bei.